Schritt in die mögliche Selbstständigkeit

    Das Berufsbildungszentrum BBZ in Olten lancierte im Frühling das Pilotprojekt «Unternehmerisches Denken und Handeln». Nebst einer Weiterbildung für Lehrpersonen konnten sich dabei 24 Lernende unternehmerische Kompetenzen aneignen. Ziel ist es, künftig dieses Unterrichtsmodul im Lehrplan an der Berufsfachschule zu implementieren.

    (Bilder: zVg) Georg Berger, Direktor des BBZ Olten und Präsident der Schweizerischen Direktorinnen- und Direktorenkonferenz der Berufsfachschulen (ganz rechts), unterstrich, dass Handwerk auch in der Zeit der Digitalisierung goldenen Boden hat.

    «Neu und mutig», so beschrieb Christine Davatz, Vizedirektorin des Schweizerischen Gewerbeverbandes sgv und Verantwortliche für die Berufsbildung, die Geschäftsideen, welche die Berufslernende im Frühling am BBZ Olten präsentierten. Entsprechend schwer fiel es der dreiköpfigen Jury, die Siegerinnen und Sieger zu bestimmen. Schliesslich entschieden sich Christine Davatz, Stefan Ruchti, Vorsteher des Amtes für Berufsbildung, Mittel- und Hochschulen und Aline Scherz, Lehrerin Allgemeinbildung BBZ Olten, für drei Geschäftsmodelle, die allesamt Nachhaltigkeitsaspekte in den Vordergrund stellten.

    Auf Platz 1 kam das Projekt «Pelelectric». Die Idee, kinetische Energie dank Piezoelementen in Strom umzuwandeln, zeigte auf, dass auch zu Hause Strom ökologisch produziert werden kann. Rang zwei ging an die Idee «Leather Craft». Mit Hilfe von Upcycling sollen alte Lederprodukte ein zweites Leben bekommen. Diese kreative Art, Gebrauchtes wieder zu verwenden und so die Umwelt zu schonen, lag den beiden Frauen besonders am Herzen. Bronze ging an das Geschäftsmodell von «Micro Clean». Durch die Nutzung spezieller Filter, die zum Einsatz kommen, bevor Schmutzwasser das Haus verlässt, soll Mikroplastikpartikeln der Kampf angesagt werden.

    sgv unterstützt das Projekt
    Entstanden waren die Ideen im Rahmen der viertägigen Ausbildung «Unternehmerisches Denken und Handeln», an der 24 Bekleidungsgestalterinnen und -gestalter sowie Automatikerinnen und Automatiker teilnahmen. Die Lernenden eigneten sich Wissen zu Themen wie Geschäftsmodell, Lean Startup, Marketing oder Unternehmensfinanzierung an und wendeten das Gelernte direkt für die Entwicklung einer eigenen Idee an. Zwölf Lehrpersonen, am Programm teilnahmen, erlebten mit, wie das Thema im allgemeinbildenden Unterricht ABU vermittelt wird.

    Durchgeführt wurde die Weiterbildung von Susan Müller, Assistenzprofessorin an der Universität St. Gallen, Fritz Oser, Professor an der Universität Fribourg, und Eveline Gutzwiller, Gast-Professorin an der Universität Duisburg-Essen. Die Weiterbildung war Teil des Projektes «Unternehmerisches Denken und Handeln an Berufsfachschulen der Schweiz – Ökonomische, soziale und ethische Dimensionen». Ziel des Pilotprojektes ist es, das Erlernen unternehmerischer Kompetenzen im ABU zu verankern. Der ABU spielt eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Lernenden zu eigenständigen Persönlichkeiten. Während des Projektes werden Weiterbildungen der Lehrpersonen in den Kantonen Bern, Solothurn, Tessin und Wallis durchgeführt. Der sgv unterstützt das Projekt. Die Finanzierung erfolgt durch das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI.

    Die drei besten Arbeiten des Pilotprojektes «Unternehmerisches Handeln und Denken» an der Berufsfachschule BBZ Olten wurden prämiert: sgv- Vizedirektorin Christine Davatz gratulierte den Lernenden zu ihrer Leistung.

    Die Wichtigkeit des Unternehmertums wurde während der Abschlussveranstaltung von Remo Ankli, Bildungsdirektor Kanton Solothurn, betont. KMU seien für den Schweizer Wohlstand zentral und das gute wirtschaftliche Ökosystem für die Unternehmen könne mit solchen Unterrichtsmodulen weiter gestärkt werden. Neben den unzähligen anstehenden Nachfolgeregelungen seien auch neue, innovative Firmen wichtig.

    Wichtig ist das Projekt «Unternehmerisches Denken und Handeln» auch aus pädagogischen Gründen: Die Lernenden entwickeln Ideen und die damit zusammenhängende Kreativität, sie verarbeiten unternehmerisches Wissen, sie verstehen besser, wie Unternehmen funktionieren und welchen Stellenwert sie in der Gesellschaft haben. Ausserdem lernen sie die Schwierigkeiten kennen, die mit einer Gründung einhergehen, inklusive der Gefahren des Scheiterns. Es geht um einen ganzen Strauss von generischen Kompetenzen, die hier aufgebaut und aktualisiert werden.

    Handwerk hat goldenen Boden
    Georg Berger, Direktor des BBZ Olten und Präsident der Schweizerischen Direktorinnen- und Direktorenkonferenz der Berufsfachschulen, unterstrich, dass Handwerk auch in der Zeit der Digitalisierung goldenen Boden habe. Mit dem Wissen, wie ein Unternehmen gegründet werden könne, sei ein wichtiger Schritt in die mögliche Selbstständigkeit gemacht. Das Ziel sei nun, dieses Unterrichtsmodul im Lehrplan des allgemeinbildenden Unterrichts zu implementieren, damit einst jährlich 70’000 Lernende unternehmerische Kompetenzen erwerben können.

    www.bbzolten.so.ch

    Corinne Remund


    Infoveranstaltung

    Das Pilotprojekt «Unternehmerisches Denken und Handeln» an Berufsfachschulen der Schweiz – Ökonomische, soziale und ethische Dimensionen entwickelt sich weiter und trägt erste Früchte. Inzwischen wurden fünf Teach-the-Teacher-Weiterbildungen mit circa 90 Lehrpersonen in den Kantonen Bern, Solothurn, Wallis und dem Tessin durchgeführt. Die nächsten wichtigen Schritte sind nun die Begleitung der Lehrpersonen bei der Umsetzung sowie die weitere Ausweitung des Programms im Rahmen des allgemeinbildenden Unterrichts an den Berufsfachschulen. Deshalb findet am Dienstag, 10. September, von 10 bis 13.30 Uhr im Berufsbildungszentrum Olten, Aarauerstrasse 30, in Olten ein weiterer Austausch statt.

    CR

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