Der Oltner Fotograf Anthony Troy portraitiert in seinem ersten Kunst-Fotobuch Persönlichkeiten aus der Dreitannenstadt. Dabei inszeniert er sie mit wenig Licht und viel Schatten à la dem Golden Age in Hollywood. Entstanden sind feinfühligen Portraits, in welchen man auch die Geschichte der Stadt, in der die Protagonistinnen und Protagonisten zuhause sind, erkennt.
Was Anthony Troy sich in den Kopf setzt, das zieht er auch durch. Genauso verhält es sich mit seinem ersten Kunst-Fotobuch «101 Portraits – von Menschen mit Bezug zu Olten», welches pünktlich zum Buchfestival Olten anfangs November im Whitecastle Verlag erschienen ist. Dieses Projekt schlummerte schon lange in der Schublade des Oltner Fotografen. «Vor zehn Jahren hatte ich ein Taschenbuch mit Illustrationen aus den 20er und 30er Jahren in diesem glamourösen Sepia-Licht entdeckt. Ich war begeistert davon und wusste, das mache ich auch», erinnert sich Troy. Und er ergänzt: «Ich wollte Menschen von heute im berühmten Licht-Ton von damals inszenieren.» Gedacht – getan: Während zwei Jahren hat der passionierte Fotograf Persönlichkeiten aus Olten und mit Bezug zu Olten fotografiert. So fanden Politiker, Unternehmer, Künstler, Schriftsteller, Geistliche und andere namhafte Persönlichkeiten aus der Oltner Gesellschaft den Weg in sein extravagantes Studio an der Unterführungsstrasse in Olten. «Jedes Shooting war ein Erlebnis für mich», so Troy. Er hätte sich dabei viel Zeit für Alex Capus, Stadtpräsident Martin Wey, Modepatron Alain Bernheim, Maler Jörg Binz etc. genommen, um sie besser kennenzulernen, sich mit ihnen auszutauschen und so einen näheren Bezug zu ihnen herzustellen. Manchmal seien sogar Freundschaften entstanden. «Zum Teil haben die Fotografierten mir andere Persönlichkeiten empfohlen und mir entsprechend deren Kontakte ermittelt», sagt Troy.
Mit wenig Licht und viel Schatten
Abgelichtet wurden alle gleich: Mit wenig Licht und viel Schatten. So taucht er seine Protagonistinnen und Protagonisten in ein schwarz-weisses, geheimnisvolles Licht mit einem Hauch Hollywood der 40er-Jahre. «Er liebt die feinen Akzente, das Betonte und Sichauflösende, Konturen und Zeichen, so wie man sie in Gesichtern von Menschen erkennen kann. Die Idee mit den Porträts ist ihm wichtig, weil er überzeugt ist, dass diese Bilder von Oltner Bewohnern und solchen, die mit Olten stark verbunden sind, viel aufzeigen. Sie erzählen Geschichten, man kann in diesen einmalig feinen Porträts viel Lebendiges und Berührendes entdecken. Zarte Betonungen, Licht und Schatten, Akzente, bald poetisch aufgelöst, dann wieder markant und deutlich betont. Man blickt in Augen, erkennt Gesichtskonturen und bekommt zu diesen Porträts eine besondere Nähe», schreibt die Kulturjournalistin Madeleine Schüpfer im Vorwort. Unterstützt wurde der gebürtige Italiener von seiner Frau Daniela. Zu guter Letzt musste er für das Titelbild des Buches vor ihrer Linse in Pose gehen. «Bis jetzt haben wir von den rund 500 bestellten Büchern bereits die Hälfte verkauft», freut sich das Paar.
Ein Faible für Retro
Troy ist ein Quereinsteiger. Nach einer abgebrochenen Malerlehre hat er sich im Detailhandel sowie als Logistiker ausbilden lassen. «Nebenbei bin ich in die Fotografie gerutscht, die mich schon seit langem fasziniert», so der Autodidakt. 2002 hat er als Hochzeitsfotograf angefangen und seit bald zehn Jahren ist er selbstständig. Dabei hat er sich auf Portraitfotos für Bewerbungen, Pässe etc. sowie auf Mitarbeiterportraits vor Ort in der jeweiligen Firma spezialisiert. Zu seinem Arbeitsalltag gehören auch Studioarbeiten sowie das Dokumentieren von Hochzeiten.
Ein ganz spezieller Geheimtipp ist sein Studio an der Unterführungsstrasse. Hier werden seine Kundinnen und Kunden in eine Traumwelt mit einem glamourösen Hauch à la Hollywood zu Greta Garbos und Clark Gables Zeiten entführt. Eine Ecke ist im Retrostil gehalten mit Bildern der Start der Goldene Ära Hollywoods an den Wänden. «Ich mag Retro und fühle mich gerne in die 1950-/60er Jahre oder so-gar in die 1920-/30er-Jahre zurückversetzt», sagt der 53-Jährige. Da gibt es ein altes Grammophon, ein schönes, altes Chesterfield-Sofa, eine 100jährige, funktionierende Registrierkassen, ein alter Globus mit integrierter Bar sowie viele weitere Requisiten zu entdecken, mit welchen man sich extravagant in Szene setzten kann. Ein imitiertes Cheminée, ein prächtiger Flügel aus dem Jahre 1920 der Marke Reinhold mitten im Raum, ein Billardtisch und weitere «Accessoires» liefern Ideen und Möglichkeiten für ausgewählte Bildkomposition.
Corinne Remund